28 Kasım 2024 Perşembe
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AfD Co-Vorsitzender Chrupalla im Gespräch mit Aydınlık: 'Wir vertreten auch die Interessen der Türken'

Das Interview von Dr. Mehmet Perinçek mit Tino Chrupalla, dem Co-Vorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD), hat seit seiner Erstveröffentlichung große Unterstützung erhalten.

Co-Vorsitzender der in Deutschland aufstrebenden Partei AfD spricht mit Aydınlık: „Wir vertreten auch die Interessen der Türken“

Der Beitrag, den Chrupalla auf seinem X-Konto geteilt hat, wurde über 70.000 Mal angesehen und erhielt mehr als 2.000 Likes. Das Interview wurde in mehrere Sprachen übersetzt, darunter Englisch, Russisch und Ungarisch.

In der AfD-Basis konnten wir eine starke Unterstützung für Chrupalla feststellen. Besonders wertvoll ist, dass Chrupalla in seinem Beitrag nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Türkisch die Bedeutung der türkisch-deutschen Freundschaft und gute Beziehungen zur Türkei betonte.

Aus diesem Grund veröffentlichen wir das Interview von Aydınlık Avrupa mit Mehmet Perinçeks Kommentaren ein weiteres Mal – diesmal jedoch auf Deutsch. Wir danken unserem Aydınlık-Deutschland-Vertreter Can Çakır für seine Übersetzungsarbeit ins Türkische sowie ins Deutsche.

AfD Co-Vorsitzender Chrupalla im Gespräch mit Aydınlık: 'Wir vertreten auch die Interessen der Türken' - Resim : 1

'TEIL 1'

Tino Chrupalla, Vorsitzender der aufstrebenden Partei AfD in Deutschland, spricht von ihren Plänen zur Aufnahme der diplomatischen Beziehungen mit Syrien und Afghanistan und über dessen positive Auswirkungen auf die Verhinderung von Migration.

Mit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der USA hat sich der Blick auf Europa gerichtet. Schließlich kamen die Signale für diese Veränderung in den USA ursprünglich aus Europa. Die europäischen Regierungen, die von Globalisten geführt wurden und Bidens Pläne unterstützten, gerieten in ernsthafte Krisen. Patriotische Kräfte, die sich dagegenstellten, erzielten sowohl bei den nationalen Wahlen in ihren Ländern als auch bei den Wahlen zum Europäischen Parlament bedeutende Erfolge. Dieser Prozess beeinflusste die USA, und umgekehrt werden auch die US-Wahlen die Entwicklungen in Europa beeinflussen.

Und es hat sogar bereits begonnen, Auswirkungen zu zeigen. Die erste Welle dieser Auswirkung traf Deutschland. Das Ende der Scholz-Regierung ist gekommen.

Dieses Land, der Motor Europas, das auch enge Verbindungen zur Türkei hat, wird eine neue Phase im Kampf zwischen den Souveränitätsbefürwortern, die für die Idee "Deutschland für Deutschland“ eintreten, und den "Deutschland für die USA"-Befürwortern erleben.

Dieser Kampf betrifft nicht nur Deutschland. Er ist auch nicht allein wegen der dort lebenden Türken für unser Land von Bedeutung. Aufgrund der langjährigen türkisch-deutschen Beziehungen und der globalen Machtbalance könnte er ebenfalls bedeutende Ergebnisse hervorbringen.

Um diese Entwicklungen besser zu verstehen und sowohl die Türkei als auch unsere Landsleute und Staatsbürger in Deutschland aus erster Hand zu informieren, haben wir unsere Fragen an Tino Chrupalla, den Co-Vorsitzenden der Alternative für Deutschland (AfD), einer der wichtigsten Akteure in diesem Kampf, gestellt.

VOM MALERMEISTER IN DEN BUNDESTAG

Tino Chrupalla ist seit 2019 Vorsitzender der Alternative für Deutschland (AfD) und leitet seit 2021 gemeinsam mit Alice Weidel die Bundestagsfraktion der AfD.

Der 1975 geborene Chrupalla, der bis 2020 als Malermeister in seinem eigenen Unternehmen arbeitete, ist bekannt dafür, dass er sich von geschwollenen politischen Reden fernhält. Er drückt das, was er sagen möchte, direkt und einfach aus. Keine verschachtelten, unverständlichen oder inhaltsleeren diplomatischen Floskeln. Genau das, wonach wir gesucht haben!

Mit diesem Mut haben wir auch unsere Fragen entsprechend formuliert.

BOTSCHAFT ÜBER BASCHAR AL-ASSAD UND DIE TALIBAN

Unser Hauptthema ist natürlich das Thema "extremer Nationalismus“ und "Fremdenfeindlichkeit“...

Mehmet Perinçek: Wenn wir die westliche Presse lesen, sind die häufigsten
Zuschreibungen über die AfD "ultranationalistisch" und "fremdenfeindlich". Ist die AfD wirklich fremdenfeindlich? Wie definiert sich die AfD sich selbst?

Tino Chrupalla: Die Alternative für Deutschland ist die Partei der Souveränität. Wir setzen uns dafür ein, dass Deutschland möglichst gute Beziehungen zu allen Ländern pflegt. Wir wollen anderen Ländern nicht diktieren, nach welchen Regeln sie leben. Wir vertreten eine interessengeleitete Politik und wollen freien und friedlichen Handel mit aller Welt. Keine Sanktionen, keine Handelskriege. Auch in der Innenpolitik vertreten wir die Interessen der Bürger. Mein Partei will den Standort Deutschland stärken und die Deindustrialisierung stoppen. Im Interesse der Bürger ist auch, die Grenzen zu schützen und die illegale Zuwanderung zu stoppen. In den letzten Jahren hatten wir unkontrollierte Zuwanderung aus Syrien, Afghanistan und afrikanischen Ländern.

Diese Zuwanderung verschlechtert die innere Sicherheit und strapaziert die Sozialsysteme. Immer mehr Bürger sprechen sich dafür aus, diese Zuwanderung zu stoppen. Um das zu erreichen, wollen wir diplomatische Beziehungen zu Syrien und Afghanistan aufnehmen. Eine begrenzte Migration, von der alle Menschen etwas haben, ist unser Ziel

'OH SCHRECK, DIE NATIONALISTEN KOMMEN!'

Tino Chrupalla besteht in der Außenpolitik auf Deutschlands Souveränität und zeigt gleichzeitig auch eine sensible Haltung gegenüber der Souveränität anderer Länder.

Seine Ablehnung von Sanktionen und Handelskriegen dürfte für jeden Deutschen, der seinen eigenen Kopf auf den Schultern trägt, nachvollziehbar sein – insbesondere unter den Umständen, dass die von den USA aufgezwungenen Ukraine-Sanktionen nicht Russland, sondern Europa selbst treffen. Europa ist heute hinter die eigenen Prinzipien des freien Handels zurückgefallen. Dies ist tatsächlich auch ein Teil der Pläne der USA. Bidens Washington will kein Europa als eigenständigen Pol und Rivalen.

Der AfD-Vorsitzende betont, dass zur Lösung des Migrationsproblems diplomatische Beziehungen mit Assad und den Taliban erforderlich sind. Auch wir in der Türkei sagen nicht ohne Grund: „Einigt euch mit Assad, löst das Migrationsproblem.“ Europa hat eine bedeutende Rolle bei der Schaffung des Migrationsproblems gespielt, indem es der Nahost- Politik der USA gefolgt ist. Die Lösung wird jedoch in der Ausübung von Druck auf die Türkei gesucht. Dabei liegt die eigentliche Lösung darin, die Wurzel des Problems anzugehen.

Nicht nur bei der AfD, sondern weltweit wird jeder, der gegenüber den USA auf der Souveränität seines Landes besteht, sofort als „extremer Nationalist“ abgestempelt. Die Angstpropaganda des Kalten Krieges vor „Kommunisten“ wurde inzwischen durch die Propaganda "Achtung, die Nationalisten kommen" ersetzt.

Doch in der Welt nach der Pandemie erkennt mittlerweile jeder den Aufstieg der Nationalstaaten an. Die Stärkung einer multipolaren Welt macht diese Realität mit jedem Tag deutlicher sichtbarer.

'ES IST MÖGLICH, WURZELN ZU BEWAHREN UND GLEICHZEITIG DEUTSCHER PATRIOT ZU SEIN'

Natürlich fragen wir Tino Chrupalla auch nach unseren Landsleuten in Deutschland...

Perinçek: In Deutschland lebt eine große Anzahl türkischstämmiger deutscher Staatsbürger. Ist die AfD auch die Partei der Türken in Deutschland? Was verspricht ihnen die AfD?

Chrupalla: Die Deutschen türkischer Herkunft sind ein wichtiger Teil unseres Landes. Sie haben in unserem Land Wurzeln geschlagen. Sie tragen zum Wohlstand bei und sind sensibel für politische Fragen. Ich habe immer gesagt: Diese Bürger sind willkommen, in Deutschland, in der Alternative für Deutschland. Wir vertreten ihre Interessen, denn auch sie profitieren von guten Standortbedingungen, sicheren Grenzen und friedlichem Außenhandel. Ich sehe auch keinen Widerspruch darin, ein deutscher Patriot zu sein und gleichzeitig das Erbe seiner Vorfahren zu pflegen, die als Migranten zu uns gekommen sind. Darin unterscheidet sich unsere Ansprache von der Wählerwerbung der anderen Parteien. Die anderen Parteien machen häufig eine oberflächliche Klientelpolitik. Sie werben um Minderheiten mit Kandidaten aus deren Mitte und gaukeln Sympathie für diese Minderheiten vor. Im Ergebnis machen sie dann eine Politik gegen die Interessen dieser Gruppen. Was wir den Bürgern mit türkischer Migrationsgeschichte versprechen, dass ist ein gutes Leben in Frieden und Wohlstand. Gemeinsam profitieren wir von einem Deutschland, das frei über sich bestimmt.

WIE VIELE TÜRKISCHE ARBEITER WERDEN ARBEITSLOS, WENN VOLKSWAGEN GESCHLOSSEN WIRD?

Chrupallas Betonung ist wirklich bedeutsam. Die Kultur, Sprache sowie Traditionen und Bräuche des Landes, aus dem man stammt, zu bewahren, steht der Integration in das Land, dessen Bürger man ist, nicht im Weg. Im Gegenteil, je stärker sich diese beiden Prozesse gegenseitig vertiefen, desto einfacher und gesünder können sie in einem gemeinsamen Becken zusammenfinden.

Darüber hinaus teilen die Türken im Land viele Probleme mit den Deutschen. Kann man wirklich behaupten, dass die Deindustrialisierung Deutschlands einen Türken nicht betrifft? Tatsächlich betrifft dieses Problem Migranten oft noch stärker. Wie viele Türken, Serben oder Araber werden wohl arbeitslos, wenn die Volkswagen-Werke schließen?

IST EIN 'KIZIL ELMA'-BÜNDNIS IN DEUTSCHLAND MÖGLICH?

Jetzt kommen wir zu einem Thema, das für mich noch interessanter ist. Entsteht in Deutschland etwa ein "Kızıl Elma“-Bündnis?

Perinçek: Bei den letzten Wahlen hat neben der AfD die BSW, die Stimmenzugewinne erzielte. Es wurde viel darüber gesprochen, dass beiden Parteien Gemeinsamkeiten haben. Es war sogar von der Möglichkeit einer Koalition die Rede. Was haben Sie gemeinsam, was unterscheidet Sie von BSW und gibt es Möglichkeiten der Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen?

Ich stelle diese Frage als jemand, der im Jahre 2003 gemeinsame Aktionen von Sozialisten (Arbeiterpartei) und Nationalisten (Ülkü Ocakları) gegen die Vereinigten Staaten in der Türkei mitorganisiert hat, die in der Türkei für Aufsehen sorgten. Die Unterscheidung zwischen rechts und links entspricht nicht der Problemlage unserer Zeit. Sie kann sogar verhindern, dass man Probleme gemeinsam löst. Ich persönlich sehe Menschen, die Probleme lösen wollen, und Menschen, die die Probleme vergrößern wollen. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten richten großes Leid an und bedrohen unsere Sicherheit. Als Friedenspartei haben wir Gemeinsamkeiten mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht, was dieses Thema betrifft. Aber auch beim Thema Migration hat das BSW einige Positionen von uns übernommen. Sie haben sich dann als salonfähige Version der Alternative für Deutschland als Koalitionspartner auf Landesebene angeboten. Die Rechnung war so: Als linke Partei, die nationale Interessen vertritt, sieht man sich in Deutschlandweniger Repressionen ausgesetzt als als „rechte“ Partei. Es gibt natürlich Unterschiede: Das BSW setzt stärker auf Umverteilung, wir setzen hingegen auf den Abbau von Bürokratie und Belastungen. Ich halte es aber für möglich, zu einem sozialen Kompromiss zu kommen. Das BSW darf keine Brandmauern errichten wie die anderen Parteien. Das deutsche Interesse steht an erster Stelle.

DIE TRENNUNG IN PATRIOTISCH UND UNPATRIOTISCH IST ÜBERALL ZU SEHEN

Diese klare und direkte Antwort des AfD-Vorsitzenden hat mich nicht überrascht. Ähnliches haben auch wir oft gesagt – und tun dies in der Türkei immer noch mit Nachdruck: "Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen rechts und links. Die Spaltung liegt jetzt zwischen patriotischen und unpatriotischen Kräften. Wenn es um die Türkei geht, ist die Vereinigung der patriotischen Kräfte unerlässlich."

Wenn wir das Thema aus der Perspektive von Wagenknecht betrachten, zeigt sich, dass die Haltung der BSW gegenüber der AfD differenzierter ist.

Wagenknecht erklärt, dass andere Parteien der AfD mit einer "Hysterie" begegnen, während die BSW eine objektive Herangehensweise verfolgt. Mit ihrer Aussage: "Wenn die AfD sagt, dass der Himmel blau ist, wird die BSW nicht behaupten, er sei grün" deutet sie an, dass sie bei vernünftigen Forderungen mit der AfD übereinstimmen könnten.

Andererseits betont Wagenknecht, dass aus dieser "objektiven" Haltung der BSW nicht geschlussfolgert werden sollte, dass eine Koalition mit der AfD angestrebt werde, und macht klar, dass eine Koalition mit dieser Partei nicht möglich sei.

'KLIMAPOLITIK DARF UNSERE INDUSTRIE NICHT ZERSTÖREN'

Damit kommen wir zu einem der wichtigsten Punkte. Früher war Deutschland vielleicht vor allem für seine riesige, wie ein Uhrwerk präzise funktionierende Wirtschaft bekannt. Doch wenn man heute selbst westliche Medien anschaut und liest, sieht man ein anderes Bild...

Perinçek: Viele Ökonomen, Politiker und Institutionen beschreiben die Lage der deutschen Wirtschaft als sehr schlecht. Manche gehen so weit und bezeichnen Deutschland als den "kranken Mann Europas". Der im September veröffentlichte Ifo- Report titelte "Deutschland in der Krise". Stimmen Sie diesen Beschreibungen zu?
Wenn ja, was sind die Gründe und Lösungen für die Lage?

Chrupalla: Deutschland geht es schlecht. Dieses Jahr wird es über 20.000 Unternehmensinsolvenzen geben. Die energieintensive Industrie wandert ab. Volkswagen will Werke schließen und Tausende Arbeiter entlassen. Wir müssen uns klarmachen, was das bedeutet: Verarmung, Verelendung, Zerfall von Infrastruktur, Arbeitslosigkeit. Dass Deutschland nicht mehr so gut funktioniert wie früher, merken wir im täglichen Leben. Baustellen werden aufgerissen und niemals fertiggestellt, fast kein Zug kommt mehr pünktlich. Die Solidarität im Alltag geht verloren. Wirtschaftsführer und große Verbände warnen schon lange vor dieser Deindustrialisierung.

Und eine wichtige Ursache dafür ist die Energiewende-Politik. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat schon 2016 angekündigt, dass die Grünen an der Regierung die Gasimporte aus Russland stoppen würden, „weil wir ein Energiewendeland sind.“ Nord Stream war die Lebensader unserer Industrie. Und der Ukraine-Krieg war für die Grünen nur der Anlass, die Pipeline zu stoppen. Auch Volkswagen hat den Fehler begangen, einseitig auf Elektromobilität zu setzen. Aber die Nachfrage nach E-Autos stagniert. Die deutsche Automobilindustrie liegt am Boden.

Die Lösungen sind einfach, widersprechen aber der Regierungspolitik. Wir brauchen einen breiten Energiemix mit erneuerbarer Energie, aber auch mit Kernkraft, Kohlekraft und Gas aus Russland. Dazu müssen wir Nord Stream reparieren, in Betrieb nehmen und sichern. Die Klimaagenda darf nicht zur Zerstörung unserer Industrie führen. Wir brauchen bei Fahrzeugen Technologieoffenheit und realistische Abgasgrenzwerte. Mit unserer Politik sind wir bei den Arbeitern schon stärkste Partei. Aber auch Beamte und Angestellte müssen merken, dass die Industrie die Grundlage unserer Stärke und unseres Wohlstands ist.

'KÖNNEN ZÜGE IN DEUTSCHLAND ETWA VERSPÄTUNG HABEN?'

Die schwierige Lage der deutschen Wirtschaft, die Chrupalla beschreibt, ist schwer zu glauben. Aber wenn man den Prozess genau verfolgt, ist es nicht überraschend. Doch diese Zugverspätungen! Ein Freund aus Deutschland hat mir das auch erzählt. "In Deutschland können Züge doch niemals verspätet sein, das geht doch nicht!", hatte ich geantwortet. Herr Chrupalla hat das ebenfalls bestätigt. Offenbar ist es wirklich so. Deutschland scheint also tatsächlich in einer ernsthaften Krise zu stecken!

Andererseits lenkte Tino Chrupalla, Co-Vorsitzender der AfD, die Aufmerksamkeit auf das Thema „Grüne Energie“, das in Wirklichkeit eine weitere Falle ist, die die Bidens den Europäern gestellt haben. Nun plant Trump, diese Agenda vollständig zu beseitigen. Europa bleibt wieder einmal mit einem Problem allein, das die USA verursacht haben. Letztendlich läuft alles darauf hinaus, dass die USA kein starkes Europa wollen.

'TEİL 2'

AfD-Co-Vorsitzender Tino Chrupalla im Gespräch mit Aydınlık – Teil 2: 'Der Ukraine- Krieg ist nicht unser Krieg'

Der Co-Vorsitzende der AfD, Tino Chrupalla, betont, dass sie sich weigern, sich in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einzumischen und sagt: "Wenn es jedoch um gemeinsame Interessen geht, setzen wir uns für Zusammenarbeit ein. Die gemeinsamen Interessen von Deutschland und der Türkei werden nicht ausreichend thematisiert.“

Den ersten Teil unseres Interviews mit Tino Chrupalla, Co-Vorsitzender der AfD, haben wir gestern veröffentlicht. Heute setzen wir mit dem zweiten und letzten Teil fort. Chrupalla sprach zuletzt über die wirtschaftliche Krise, in der sich Deutschland befindet.

'DER UKRAINE-KRIEG IST NICHT UNSER KRIEG'

In diesem Zusammenhang war es natürlich unvermeidlich, einen führenden deutschen Politiker nach dem Ukraine-Krieg zu fragen...

Perinçek: Bundeskanzler Olaf Scholz sagte, der Krieg in der Ukraine sei eine "Zeitenwende" für Deutschland gewesen. Deutschland hat auf den Krieg reagiert,
indem es dem Militär beträchtliche Budgets zur Verfügung gestellt und der Ukraine Hilfe geleistet hat, einschließlich Kriegsmaterial. Unterstützen Sie diese Politik der Bundesregierung? Was würde die AfD anders machen, wenn sie ein Mandat hätte?

Chrupalla: Wir haben von Anfang an gesagt: Dieser Krieg ist nicht unser Krieg. Und die Wahrheit ist: Dieser Krieg hätte verhindert werden können. Und er hätte kurz nach Ausbruch im März 2022 in Istanbul durch Verhandlungen schnell beendet werden können. Aber der transatlantische Westen wollte diese Verhandlungslösung nicht und hat in den folgenden Jahren mit Waffenlieferungen und Geldzahlungen den Krieg und das Sterben verlängert. Ich habe am 27. Februar 2022 in meiner Bundestagsrede zur Regierungserklärung des Bundeskanzlers gesagt: Wir brauchen Frieden durch Verhandlungen. Sanktionen sind nicht im deutschen Interesse. Und ich habe die Regierung dazu aufgefordert, "Wohlstand, Sicherheit und eine friedliche Koexistenz aller Nationen von Wladiwostok bis Lissabon“ zu garantieren. In den folgenden Wochen hat die Alternative für Deutschland diese Friedensposition in allen Gremien festgeschrieben. Und in diesem Juni haben wir Selenskyjs Besuch im Bundestag boykottiert und erklärt, die Ukraine brauche keinen "Kriegs- und Bettelpräsidenten", sondern "einen verhandlungsbereiten Friedenspräsidenten, damit das Sterben aufhört und das Land eine Zukunft hat." Das zeigt die Reife und Festigung unserer Partei, und darauf bin ich stolz. An der Regierung sammeln wir die Politik der Konfrontation beenden und Partner für eine Friedensordnung auf dem Kontinent.

DIE ZEIT DER FRIEDENSBEFÜRWORTER NAHT

Zu den Worten des AfD-Vorsitzenden möchte ich Folgendes hinzufügen: Wir haben es immer gesagt: es war unvermeidlich, dass auch in Europa, einer Region mit einer alten Zivilisation und einer starken Wirtschaft, vernünftige Stimmen gegen das Schüren von Kriegshetze und gegen das blinde Folgen des Biden-Lagers laut werden.

Es ist kaum zu fassen. Europa hätte sich selbst nicht schlimmer schaden können. Doch die Lage hat sich so zugespitzt, dass es über den wirtschaftlichen Zusammenbruch hinaus fast dazu kommt, die eigenen Kinder an die Front zu schicken. Wenn es um die Interesseneuropäischer Länder ginge, könnten sie sich durchaus für einen Krieg entscheiden. Aber hier ist die Situation eine völlig andere.

Mit Trump wird es in Europa sicherlich einige Kehrtwenden geben. Einige werden versuchen, sich von der Verantwortung zu distanzieren. Doch in Deutschland haben AfD und BSW dies schon lange vorhergesehen und mit Nachdruck darauf hingewiesen. Zudem wurden sie, weil sie sich für den Frieden einsetzten, zur Zielscheibe eines psychologischen Krieges.

Doch jetzt rückt ihre Zeit näher.

WER VERÜBTE DEN SABOTAGEAKT AN NORD STREAM?

In diesem Zusammenhang war es angebracht, AfD-Chef Tino Chrupalla nach dem Sabotageakt an Nord Stream 2 zu fragen. Er hatte dieses Thema mehrfach in die deutsche Öffentlichkeit gebracht.

Perinçek: Die Bundesregierung hat keine Erklärung darüber abgegeben, wer die Nord- StreamSabotage verübt hat, obwohl diese der deutschen Wirtschaft schweren Schaden zugefügt hat. Wer hat Ihrer Ansicht nach die Sabotage durchgeführt und warum?

Chrupalla: Die Bundesregierung erweckt den Eindruck, dass sie sich gar nicht für die Hintergründe dieses Anschlags interessiert. Und die CDU/CSU-Fraktion als

Oppositionsführer ebenso wenig. Das ist doch unfassbar.
Wir haben im Bundestag einen Untersuchungsausschuss zum Anschlag gefordert. Als Vorsitzender einer parlamentarische Kraft muss ich mich an den Aufklärungsmöglichkeiten eines Parlaments orientieren. Hier sagen wir: Die Tat muss aufgeklärt und die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden. Es muss vor allem untersucht werden, ob Mitglieder der Bundesregierung in die Tat vorher oder nachher eingeweiht waren. Wir haben darüber hinaus einen Untersuchungsausschuss im EU- Parlament gefordert und fordern nun eine Untersuchung durch die Vereinten Nationen. Dort müsste man natürlich beiden Szenarien nachgehen, die bisher öffentlich geworden sind: dem Andromeda-Szenario, demzufolge Ukrainer mit einer Privatjacht die Sprengung durchgeführt haben. Und dem Szenario des renommierten Investigativ- Journalisten Seymour Hersh, demzufolge die USA mit Hilfe Norwegens die Tat vollführt haben. Das eine Szenario klingt natürlich plausibler als das andere. Als Parteichef steht für mich die politische Dimension im Vordergrund. Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban legte sich fest, der Anschlag habe "unter amerikanischer Führung" stattgefunden. Im Gespräch mit dem US-Journalisten Tucker Carlson machte er deutlich, dass er einen vergleichbaren Anschlag auf die South-Stream-Pipeline als einen Kriegsgrund betrachten würde. Und dass Deutschland sich den Anschlag stillschweigend gefallen lasse, sei "ein Akt der Unterwerfung". Die Frage stellt sich:
Welche Sicherheit haben wir von einem Bündnis zu erwarten, dessen Führungsmacht so agierte?

AfD UND DIE NATO

Auf die Antwort des deutschen Parteivorsitzenden stellen wir ihm eine weitere Frage...

Perinçek: Von Zeit zu Zeit thematisiert die AfD die Abhängigkeit Deutschlands von den USA und der NATO als Problem. Wie sehr beharren Sie auf diesem Standpunkt? Was genau ist die NATO für die AfD?
Chrupalla: Wir müssen an einer kontinentalen Friedensordnung arbeiten. Bundeskanzler Willy Brandt hat das vor mehr als fünfzig Jahren schon klar erkannt. Leider hat man 1989/90 die Gelegenheit verpasst, eine europäische Friedensordnung zu etablieren. Heute stellt sich für Deutschland ähnlich wie für die Türkei die Frage nach zukunftsfähigen Lösungen. Die Türkei nähert sich den BRICS-Staaten und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit an, während sie Mitglied der NATO ist. Das ist ein mutiger Schritt, für den Präsident Erdogan in der deutschen Presse teils harte Kritik erhält. Auch ich bevorzuge, über tragfähige Alternativen nachzudenken.

Die Aufgabe besteht darin, mit Partnern eine kontinentale Friedensordnung zu schaffen, die unseren Interessen dient. Wann ist diese Ordnung realisierbar? Das hängt auch vom Verlauf der aktuellen Konflikte ab. Man muss auch in der Opposition realistisch und verantwortungsvoll sein.

'EINE HEIRAT LÄSST SICH LEICHT FÜR ANDERE BEENDEN'

Mit diesen Worten deutet Chrupalla an, dass die AfD, wie der Name schon sagt, nicht nur Alternativen für Deutschland sucht, sondern auch auf internationaler Ebene nach Alternativen zur Weltordnung strebt. Sowohl "Alternative für Deutschland" als auch "Alternative für die Welt".

Die Mittel dazu sind klar: BRICS und die SOZ (Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit). Diese Optionen erwähnt er zwar für die Türkei, doch schwingt in seinen Aussagen auch eine Art „Ich sage es meiner Tochter, aber meine Schwiegertochter soll es verstehen“-Botschaft mit. Am Ende fügt er jedoch hinzu, dass man sich nicht in die Lage versetzen lassen möchte, über Dinge zu urteilen, die man selbst nicht betrifft – sinngemäß: "Es ist leicht, über Probleme anderer zu sprechen."

Letztlich zeigt der Verlauf, dass diese Themen in Deutschland in Zukunft noch intensiver diskutiert werden.

BLICK AUF DEN ISRAEL-PALÄSTINA-KONFLIKT

Eine weitere Frage an den Co-Vorsitzenden der AfD war die zum Israel-Palästina-Konflikt. Nationalistische Parteien in Europa haben sich klar von den aggressiven und destruktiven Politiken der USA distanziert. Doch in Bezug auf Israel war dieselbe Haltung nicht zu erkennen. Daher war ich auf die Antwort auf diese Frage besonders gespannt:

Perinçek: Wie betrachtet die AfD die Ereignisse im israelisch-palästinensischen Konflikt?

Chrupalla: Wir haben auch hier einen Friedenskurs eingeschlagen. Im Deutschen Bundestag habe ich mich gegen Waffenlieferungen an Kriegsparteien ausgesprochen und vor der Entmenschlichung aller zivilen Toten auf beiden Seiten gewarnt. Wir sind gegen jede Form von Extremismus und Terrorismus, und wir befürworten die Völkerverständigung und das friedliche Zusammenleben. Schon am 11. Oktober 2023 habe ich meine Trauer um alle Kriegstoten ausgedrückt und dazu aufgerufen, einen Flächenbrand im Nahen Osten abzuwenden. Viele Tausend tote Zivilisten, mehr als 10.000 tote Kinder bedeuten eine riesige humanitäre Katastrophe. Die Bilder von toten Kindern können keinen kalt lassen. Parteiübergreifend sind rund 70 Prozent der Deutschen gegen die militärische Unterstützung Israels. Bei uns sind es sogar drei Viertel der Anhänger. Vor allem die jungen Generationen möchten in Frieden und sozialer Sicherheit leben. Diesen Bürgern geben wir eine Stimme.

DER GRAD DER BEDROHUNG DURCH DIE PKK

Die AfD ist mittlerweile eine Partei, die in Deutschland um die Macht kämpft. Es wäre nicht überraschend, wenn sie morgen oder übermorgen in einer führenden Position in Deutschland wäre.

Wir haben Tino Chrupalla, den Co-Vorsitzenden der Partei, auf die Bedenken der Türkei gegenüber den bisherigen deutschen Regierungen hingewiesen und gefragt, welche Politik die AfD in einer möglichen Regierungsverantwortung in dieser Angelegenheit verfolgen würde…

Perinçek: In der Türkei gibt es eine entschiedene Kritik gegen die Einmischung europäischer Länder in die inneren Angelegenheiten der Türkei und sogar die Unterstützung terroristischer Organisationen wie der PKK. Kann sich die deutsche Perspektive zur Türkei ändern, wenn die AfD an die Macht kommt?

Chrupalla: Terrorismus muss entschlossen bekämpft werden. Der jüngste Anschlag in Ankara hat gezeigt, wie groß die Gefahr durch die PKK in der Türkei ist. In Teilen der deutschen Linken sind Sympathien für kurdische Terroristen leider immer noch salonfähig. Aus der Geschichte wissen wir, dass Terrorgruppen häufig mit fremden Staaten zusammenarbeiten oder sich von ihnen instrumentalisieren lassen. Auch deswegen ist Terrorabwehr für jeden Staat eine vitale Aufgabe. Ich plädiere immer dafür, sich durch Anschläge nicht gegen Minderheiten aufstacheln zu lassen. Ich sehe etwa mit Sorge, wenn islamistische Terroranschläge dazu führen, dass eine pauschale Islamfeindlichkeit sich verbreitet. Ebenso wenig sollte man Kurden als Feindbild betrachten, weil die PKK verachtenswerte Anschläge begeht. Für uns steht die Souveränität der Staaten an erster Stelle. Wir lehnen Einmischungen in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten ab. Aber wir befürworten die Kooperation, wo gemeinsame Interessen bestehen. Die gemeinsamen Interessen von Deutschland und der Türkei kommen nicht genügend zur Geltung. Deutschland und die Türkei sind Staaten mit einer reichen Geschichte. Wir können bei der Lösung der aktuellen Probleme gut kooperieren.

DIE PKK IST KEINE KURDISCHE ORGANISATION

Chrupalla bezieht auch in dieser Frage klar Stellung. Anders als wir es oft aus Europa gewohnt sind, macht er keine allgemeinen, unverbindlichen Aussagen, um dann mit einem „aber“ die PKK zu rechtfertigen. Vielmehr spricht er in einer Klarheit, die wir von europäischen Politikern schon lange nicht mehr gehört haben.

Wir versichern ihm, dass er keinen Zweifel haben muss: In der Türkei wird die PKK weder als kurdische Organisation betrachtet noch werden die Kurden für deren Taten verantwortlich gemacht. Tatsächlich sind die Kurden diejenigen, die am meisten unter der PKK leiden. Die PKK ist eindeutig die bewaffnete Macht der USA in der Region.

Zudem wird deutlich, dass die Geschichten der "Mütter von Diyarbakır" im Ausland stärker bekannt gemacht werden müssen, ebenso wie die untrennbare Einheit von Türken und Kurden. Schließlich sind wir sowohl Türken als auch Kurden!

'DEUTSCHLAND UND DIE TÜRKEI KÖNNEN ZUSAMMENARBEITEN'

Während Deutschland eine Regierungskrise durchlebt, gewinnen die Aussagen des AfD- Vorsitzenden, die wir in den letzten zwei Tagen veröffentlicht haben, an Bedeutung. Besonders aber möchte ich Chrupallas letzte Worte nochmals hervorheben: "Die gemeinsamen Interessen von Deutschland und der Türkei werden nicht ausreichend thematisiert. Deutschland und die Türkei sind Länder mit einer reichen Geschichte. Wir können umfassend zusammenarbeiten, um die aktuellen Probleme zu lösen."

Natürlich wird die deutsche Regierung vom deutschen Volk gewählt. Diesbezüglich steht uns kein Urteil zu. Aber Chrupallas Worte über die türkisch-deutschen Beziehungen spiegeln auch unsere Sehnsucht wider. Oder besser gesagt: Wir hoffen, dass diese Worte nicht nur Worte bleiben, sondern Realität werden. Und wir sind sicher, dass dies weder ein Traum noch eine Fantasie ist.

AfD Mehmet Perinçek